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23. September, 2024

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In Panama haben wir kurz vor der Pazifiküberquerung einen Ausflug in den Regenwald gemacht. Aber nicht nur in Mittelamerika gibt es in Panama einen Regenwald. Auch in Südamerika, Afrika, Südostasien und Ozeanien wachsen diese immerfeuchten Wälder im Bereich der tropischen Klimazone, also beidseits in der Nähe des Äquators. Zusammen bedecken sie rund 18 Millionen km² der Erde!! Das sind zwar nur ca. 13% der Landfläche, aber trotzdem leben dort ungefähr die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten. Das sind ca. 30 Millionen verschiedene Arten!!


Wir haben sogar einige davon gesehen und gehört. Vor allem alle möglichen Vögel, die alle wunderschön und ganz anders als zu Hause aussahen und zwitscherten. Außerdem konnten wir zugucken, wie kleine Schlangen durch das Grün schlängelten und sich Äffchen federleicht durch die Äste der hohen Bäume schwangen. Den Geräuschen und dem Verhalten nach gab es wohl gerade einen Streit und es wurde laut gezankt. Dennoch war das gar nichts im Vergleich zu dem Gebrüll der Brüllaffen, das wir schon im Panamakanal gehört hatten. Während wir auf dem schmalen Pfad durch den Regenwald gelaufen sind, haben wir kurz ein Gürteltier beobachten können, bevor es schon wieder hinter dem nächsten Busch verschwunden war. Eigentlich hatten wir darauf gehofft auch noch Faultiere zu sehen, aber die haben sich wohl versteckt, denn als wir dort waren regnete es ganz vorbildlich wie man es im Regenwald ja auch erwartet. Es war so warm und die Luft so feucht, dass wir dennoch geschwitzt haben, obwohl wir klatschnass waren.

Aber auch wenn es nicht gerade regnet ist die Luft im Regenwald so warm und feucht, dass es fast schwer fällt zu atmen. Wenn die Sonne am frühen Vormittag hochsteigt, wärmen die Sonnenstrahlen nämlich schnell Luft und Boden auf: Das Regenwasser verdunstet und das Wasser, das die Pflanzen durch ihre Transpiration abgeben, steigt als feucht-warme Luft nach oben. Im Laufe des Tages bilden sich deshalb über dem Regenwald dicke Wolken, weil die höheren Luftschichten nicht mehr so viel Wasser speichern können. Nachmittags oder abends regnen sich die Wolken dann aus und es kommt oft zu Gewittern. Das haben wir von unserem Ankerplatz aus immer beobachten und hören können. Wir waren glücklicherweise aber weit genug vom Regenwald entfernt, sodass wir nur selten eine richtige Dusche abbekommen haben.

Es ist echt erstaunlich, wie unterschiedlich unsere Wälder im Vergleich zum Regenwald sind. Der Regenwald ist so viel dichter bewachsen, so viel artenreicher und vielfältiger! Bei uns wachsen pro Hektar um die 10 verschiedene Baumarten und im Regenwald sind es über 330! Außerdem sind die Bäume im Regenwald deutlich höher und wachsen auf mehreren Etagen. Es fängt ganz unten mit der Kraut- und Strauchschicht an, die bis zu einer Höhe von 10m wächst. Auf diesem Gebiet leben zum Beispiel Ameisen, Käfer, Krokodile, Frösche oder Tapire. Darüber kommt die untere Baumschicht auf 15m Höhe. Hier leben auf den „kleinen“ Bäumen Faultiere und Leoparden. Noch ein Stockwerk höher befindet sich die mittlere Baumschicht, wo die Bäume schon bis zu 40m hoch sind! Hier kann man z. B. Brüllaffen und Pelikane beobachten. Das wird dann nur noch durch die Schicht der Urwaldriesen getoppt, die auf einer Höhe von 60m wachsen wie zum Beispiel auch der Mahagoni. 60m! Das muss man sich mal vorstellen! Da ist dann auch schnell klar, warum dort hauptsächlich nur Vögel und Insekten leben! Aber nicht nur die Höhe der Urwaldriesen ist beeindruckend, sondern auch der Durchmesser ihrer Stämme. 3,50m sind da keine Seltenheit. Das entspricht dann einem Umfang von 11m! Wir haben auch einen supergroßen Baum gesehen um den wir auch zu viert längst nicht rumfassen konnten! Auch Bäume mit sogenannten Brettwurzeln hatten wir noch nie gesehen. Diese rippenartigen Wurzeln können bis zu 10m hoch sein und sorgen dafür, dass der Baum bei seiner Größe stabiler in und auf dem Boden steht.

Wenn es schon so viele Etagen im Stockwerkbau des Regenwaldes gibt, sollte es neben den Bäumen doch auch ganz schön viele andere unterschiedliche Pflanzen dort geben, oder? Richtig. In den tropischen Regenwäldern gibt es um die 200.000 Pflanzenarten! Farne, Moose, Lianen und viele mehr. Was ich aber wirklich von allem am krassesten, coolsten und unvorstellbarsten finde, ist das, was die Orchideen im Regenwald machen. Orchideen haben nämlich einen krassen Trick, um im Regenwald leben zu können. Da unten nicht ausreichend Sonnenstrahlen auf den Boden kommen, wachsen Orchideen ganz oben auf den Ästen und Zweigen von Bäumen, um Sonne abzubekommen und Photosynthese betreiben zu können! Man nennt sie deshalb auch Aufsitzerpflanzen. Pflanzen brauchen aber bekanntlich auch Wasser. Das können sie dort oben aber nicht durch ihre Wurzeln aus dem Boden ziehen. Sie bilden also Luftwurzeln, die Wasser aus der Luft aufnehmen können. Manche Orchideen formen stattdessen auch ihre Blätter zu einem Trichter, in dem sich dann das Regenwasser sammelt. Viele Tiere, die in den Baumkronen leben, trinken aus diesen Wasserauffangbecken der Blätter und brauchen so nicht am Boden nach Wasser zu suchen. Und ob ihr es glaubt oder nicht: Auch viele Regenwald-Frösche leben in diesen winzigen Tümpeln, laichen dort in luftiger Höhe von 60m ab und irgendwann schwimmen dann hoch oben in den Baumkronen kleine Kaulquappen in den Blätterpools herum. Echt krass, oder?

Der Regenwald hat also eine sehr üppige Vegetation. Da sollte man denken, dass der Boden sehr fruchtbar ist. Das stimmt aber gar nicht. Von den Bäumen fallen zwar viele Blätter auf den Boden, die von Bakterien, Insekten, Pilzen und Würmer zersetzt werden und eine nährstoffreiche Humusschicht bilden, aber die Nährstoffe werden durch den vielen Regen schnell in den Boden hineingespült und sofort wieder von den Wurzeln der Pflanzen aufgenommen. Das wird auch kurzgeschlossener Nährstoffkreislauf genannt. So sind etwa die oberen 50cm des Erdreichs nährstoffreicher und darunter ist der Boden nährstoffarm.

 

Es war echt schön im Regenwald zu sein und alles hautnah erleben zu können, was wir sonst nur im Schulbuch oder im Internet lesen können. Deshalb ist es echt schade, dass der Regenwald immer weiter abgeholzt wird und natürlich, weil es eine Katastrophe für die Klimaerwärmung ist. Der Hauptfaktor für den Verlust an Regenwald sind legale und illegale Holzgewinnung. Aber auch durch Waldbrände, die durch uns Menschen entstehen, geht Regenwald verloren, durch Rodung durch arme Kleinbauern oder durch Wanderfeldbau im afrikanischen Regenwald. In Amerika ist z. B. primär das Ranching Schuld daran, dass dort der Regenwald immer kleiner wird. In Brasilien liegt das Problem im Anbau von Soja und Palmen für die Gewinnung von Palmöl, weil für den großflächigen Anbau viele km² Regenwald gerodet werden müssen. Palmöl findet man zum Beispiel in Seifen, Kosmetikprodukten und Kerzen. Sojabohnen werden in der Landwirtschaft als Tierfutter eingesetzt.

In Panama sind nur noch rund 40 Prozent des Landes von Regenwald bedeckt. 70 Prozent der ursprünglichen Waldflächen wurden bereits gerodet, um Weideland für Rinder zu schaffen. Die Viehzucht ist eine wichtige Einnahmequelle, aber die Tier- und Pflanzenwelt des Regenwaldes bezahlt dafür einen hohen Preis. Viele Tiere sterben auch durch illegalen Handel oder weil Menschen es auf ihre Felle abgesehen haben.

Durch das Verhalten von uns Menschen sterben aus dem Regenwald täglich 150 Tier- und Pflanzenarten pro Tag komplett aus… Unglaublich, aber leider wahr…

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