Dyneema
Dyneema-Rigg Teil 1: Komponenten & Planung – Was man bei Dyneema wirklich beachten muss
bekannt aus
und dem Podcast von Yachtgutachten.eu mit Frank Reinecke
INhalte dieser Artikelserie
Inhalte
Diese Serie führt dich in drei Teilen zum neuen Dyneema-Rigg.
1.
Alle wichtigen Informationen zum Dyneema-Rigg generell und den Vorbereitungen des Wechsels auf Dyneema. Stärken und Schwächen, Durchmesser, Schutz des Materials, alle Bauteile. weiterlesen
2.
Vorbereitungen zum Mastlegen, Demontage, Mastwartung und der Montage des Dyneemas. weiterlesen
3.
Alles zum Mastsetzen mit Dyneema und dem korrekten Masttrimm. Wichtige Informationen für die ersten Seemeilen und unsere Erfahrungen nach 15.000 Seemeilen mit Dyneema. weiterlesen
Dyneema ist leicht und stark – Aber wie plant man damit ein komplettes Rigg? Welche Teile braucht man? Und worauf muss man wirklich achten, damit das Material an Bord funktioniert? Hier teilen wir alles, was wir vor der Umrüstung herausfinden mussten – und erzählen dir von unserer Erfahrung. Beginnen wir also damit, die neuen Bauteile genauer zu betrachten. Das neue Rigg besteht aus folgenden Teilen:
Das neue Rigg - Übersicht
Die einzelnen Elemente
Wenn man ein neues Dyneema-Rigg plant, muss man zunächst jedes Bauteil einzeln betrachten und dann alles zusammenfügen, damit es zueinander passt. Das neue System besteht aus folgenden Bauteilen, die wir uns dann nacheinander genauer ansehen werden.
Das Seil
Das Dyneema-Seil
Das Dyneema wird für Wanten und das Achterstag verwendet. Es nimmt die dynamischen Lasten beim Segeln auf und hat erstaunliche Eigenschaften.
Befestigung am mast
Ballterminal & Coquille
Die Ballterminals übertragen die Kräfte vom Dyneema sauber auf die Coquille und damit den Mast.
Befestigung am Schiff
Wantenspanner & Toggle
Mit den Wantenspannern wird die richtige Riggspannung eingestellt. Außerdem werden die Kräfte korrekt auf die Püttinge und Schiffskörper übertragen.
Das Dyneema-Seil
Das Dyneema selbst ist das Herzstück des neuen Riggs. Wir haben uns für Gleistein DynaOne® HS MAX entschieden. Es ist speziell für statische Anwendungen wie Wanten und Stagen entwickelt worden – mit extrem geringer Dehnung, hoher Bruchlast und niedrigem Gewicht. Die Kombination aus vorgereckter DM20-Faser und 12-facher Flechtung bietet eine robuste, langlebige und sichere Alternative zu Edelstahlseilen.

Technische Daten
Gleistein DynaOne® HS MAX
Name: | DynaOne® HS MAX |
Hersteller: | Gleistein Ropes |
Material: | 100 % Dyneema® DM20 (SK78, heat set) |
Konstruktion: | 12-fach geflochten, vorgereckt |
Farbe: | silber-grau |
Anwendung: | stehendes Gut (Wanten & Stagen), Soft-Strops, statische Lasten |
wann reißt es ab?
Die Bruchlasten von Gleistein DynaOne® HS MAX
Besonders spannend sind die Bruchlasten des Dyneemas, denn genau hier entscheidet sich das erste Mal, ob das neue Material die Belastungen deines Riggs halten wird oder nicht. Quelle: Ropetec Bremen
Ø (mm) | Bruchlast gespleißt (kN) | Bruchlast nach EN ISO 2307 (kN) |
---|---|---|
5 | 27,30 | 30,30 |
6 | 35,00 | 38,90 |
8 | 70,00 | 77,80 |
10 | 93,00 | 103,30 |
direkter Vergleich
DynaOne® HS MAX vs. Edelstahl (1x19)
Der direkte Vergleich zwischen den Bruchlasten eines herkömmlichen Edelstahl-Riggs und eines modernen Dyneema-Riggs zeigt den großen Unterschied. Quelle für Edelstahlbruchlasten SVB
Ø (mm) | Dyneema Bruchlast gespleißt (kN) | Edelstahl 1x19 Bruchlast ohne Terminal (kN) |
---|---|---|
6 | 35,0 | 29,7 |
8 | 70,0 | 52,0 |
10 | 93,0 | 78,8 |
12 | - | 109,6 |
Hinweis zu den Bruchlasten
Die Bruchlast des Rohmaterials Dyneema wird durch Spleiße naturgemäß leicht reduziert. Während in der obigen Tabelle bereits ein Abschlag für den Spleiß beim Dyneema eingerechnet ist, sind die Werte für den Stahl ohne Abschlag dargestellt. Ein Abschlag der Bruchlasten bei gewalzten Terminals ist nicht zwingend erforderlich, wenn hier eine sehr hohe Verabreitungsqualität angenommen werden kann. Dennoch kann die Haltbarkeit eines Stahl-Riggs in Einzelfällen unter minderwertig ausgeführten Pressungen der Terminals und einer mangelhaften Stahlgüte leiden. So kann es dazu kommen, dass das neue Rigg bereits nach wenigen Jahren wieder ersetzt werden muss, da unsichtbare Mängel vorhanden sind, die dann durch einsetzende Korrosion zum Bruch führen können. Sehen kann man diese Mängel allerdings erst, wenn bereits die ersten Kardelen aus der Pressung brechen oder Rost beginnt sich abzuzeichnen.
Ist das Dick genug?
Wie wir den richtigen Durchmesser für unser Schiff ausgewählt haben
Aufgrund der in den Bruchlasttabellen ersichtlichen Werte muss man sich keine Sorgen über die Leistungsfähigkeit des Materials machen. Das Dyneema ist in jedem Fall erheblich stärker als der entsprechende Edelstahl in gleichem Querschnitt. Daher können einfach die alten Querschnitte des alten Edelstahl-Riggs übernommen werden. In jedem Fall wird das neue Dyneema-Rigg stärker und leistungsfähiger sein.
Da viele Kunden besonders am Anfang noch Hemnisse gegenüber des neuen Materials haben, sagte uns Simon Rothe von Ropetec Bremen, dass er den diesen Fällen eher dazu neigen würde einen höheren Durchmesser anzubieten. Die Sache hat allerdings einen Haken. Gegenwärtig bietet Gleistein nur Durchmesser bis 10mm an, sodass größere Schiffe mit mehr als 10mm dicken Wanten und Stagen noch nicht versorgt werden können.
Wenn dein Schiff also größer als 45-Fuß und damit vermutlich dickere Wanten als 10mm hat, ist ein neues Dyneema-Rigg noch nichts für dich. Wir vermuten allerdings, dass diese Lücke bald geschlossen werden wird und eine Anfrage bei Ropetec sicherlich nicht schaden kann.
Unsere Individuelle Auswahl
Die Querschnittauswahl für die Aquarel
Eine Jeanneau Sun Odyssey 45.2 von 2001 mit 14,5m LÜA, 17,5m Masthöhe und 9,3t Leergewicht segelt mit:
Oberwanten | Mittelwanten | Unterwanten | Achterstag |
---|---|---|---|
10mm | 10mm | 8mm | 10mm |
Es geht nicht immer
Sonderfall Vorstag
Das bringt ein gutes Gefühl für die anstehende Reise, zum einen, weil wir wissen in welchem Zustand die Rollananlage ist und vor allem, weil wir genau wissen, dass das Vorstag getauscht und in Ordnung ist.
wie lang soll es sein?
Die Länge des Dyneemas
Dieser Moment der Planung erfordert ruhiges und konzentriertes Arbeiten, ist aber gut machbar. Vergiss nicht, jeden Draht einzeln zu betrachten. Alle (Gewinde-) Maße zu nehmen und die Drähte gut und dauerhaft zu markieren und zu beschriften, sodass diese Markierung nach dem Legen des Mastes noch eindeutig zugeordnet werden können. Gutes Tape und ein Notizzettel, den man später auch noch wiederfindet, machen einen großen Unterschied. Beachte aber, dass besonders auf geölten Gewinden Tape nicht besonders gut klebt, sodass Bilder mit Maßstab und strukturierte Notizen die beste Lösung sind.
Ropetec kann das neue Dyneema fast millimetergenau produzieren und damit alle deine Wünsche individuell erfüllen. Wir können dir empfehlen das Rigg so zu planen, dass du die Gewinde vollständig auf den Wantenspanner aufgedreht und darüber hinaus mindestens zwei Zentimeter weitergedreht wurden. Auf diese Weise kannst du das neue Dyneema beim Mast stellen befestigen und hast dann genug Raum zum Spannen. Es muss kein Reck eingerechnet werden, sobald das Rigg einmal gespannt ist.
Wenn du im konkreten Fall aber noch Fragen dazu hast, halte einen engen Kontakt zu dem Produzenten deines Dyneemas, um das Vorgehen in diesem Fall abzustimmen.
Es passt, bis es nicht mehr passt
Vorgereckte Lieferung
Dyneema ist empfindlicher als Stahl
Dyneema Schutzmäntel
Dyneema ist eine Hochleistungsleine, die für die Anwendung im stehenden Gut von Yachten entworfen wurde. In diesem besonderen Verwendungsfall steht die Leine also unter einer durchgehend hohen statischen Last, um das Rigg aufrecht zu halten. Zusätzlich kommen extreme dynamische Lasten beim Segeln dazu, die die Spannung bei jeder Welle, jeder Böe und auf den verschiedenen Kursen erheblich erhöht und senkt. Wie wir bereits festgestellt haben, ist die Leine diesen Herausforderungen mehr als nur gewachsen - solange sie unversehrt bleibt.
Es ist sehr wichtig, dass jede Form der Beschädigung der Leine ausgeschlossen wird. Entgegen eines verbreiteten Gerüchtes, dass das Dyneema sofort wie eine Gitarrenseite reißen würde, sobald es nur eine scharfe Kante berühren würde, kann ich dich beruhigen. So empfindlich ist es bei weitem nicht. Dennoch muss jede potentielle Gefahr für das Dyneema erforscht, erkannt und beseitigt werden.
Ich habe hier aus unseren Erfahrungen eine Liste aller potentiellen Gefahrenbereiche erstellt, auf die unbedingt geachtet werden muss:
aus unseren Fehlern lernen
Potentielle Gefahren für das Dyneema
Der wohl wichtigste und für das Dyneema gefährlichste Punkt sind die Salingnocken - also genau die Punkte, an denen die Wanten dauerhaften Kontakt mit den Salingen haben müssen. Damit es hier keine Probleme gibt, sollte Folgendes getan werden:
- Es müssen dicke Schrumpfschläuche auf das Dyneema geschmolzen werden, die den exakten Kontaktbereich mit der Salingnocke abdecken
- Die Salingnocken müssen in absolut einwandfreiem Zustand sein. Auf der 20-Jahre alten Aquarel war eines der Gussteile der Sailingnock gebrochen und hatte scharfkantige Kontaktflächen ausgebildet. Bei einem Edelstahldraht ist das kein sofortiges Problem, bei Dyneema sieht es anders aus. Solche Schwächen müssen vor der Montage erkannt und beseitigt werden
Tipp:
Markiere die Salingnocken auf dem alten Stahl-Rigg, bevor es als Muster für die Produktion des Dyneemas weggebracht wird. So können die Schrumpfschläuche als Schutz bereits bei der Produktion aufgebracht werden und es passt alles perfekt.
Wir mussten bereits nach ein paar hundert Meilen Kreuzkurs feststellen, dass das Dyneema überall dort, wo die Genua mitsamt ihrer Schoten über die Wanten gerutscht war einen oberflächlichen Verschleiß zeigte. Dieser war noch nicht alarmierend und keinesfalls irgendwie gefährlich, es machte uns aber sehr deutlich, dass wir hier noch einmal nachbessern müssen.
Bei uns waren die Ober- & Mittelwanten sowie die vorderen Unterwanten von der Pütting bis zur ersten Saling betroffen. Eine einfache Lösung des Problems sind Schutzmäntel, die man einfach selbst aufbringen kann. Mehr dazu weiter unten.
Nach unseren ersten Erfahrungen haben wir etwas sehr Wichtiges gelernt. JEDES Metall- und Kunststoffteil, dass sich im Bereich des Dyneemas bewegt, muss genau betrachtet werden. Das betrifft alle Alltagssituationen des Schiffes. Vor Anker, im Hafen, auf jedem einzelnen Kurs zum Wind und bei jedem Manöver mit jedem Segel.
Auf diese Weise fiel uns auf, dass das Schothorn und die Curryklemme für den Achterliekspanner unserer Genua aus Metall waren, bzw. scharfkantige Kunststoffteile aufwiesen. Das bedeutete, dass diese Teile bei Wenden und manchmal auch hoch am Wind mit gereffter Genua in Kontakt mit dem Dyneema kommen würden.
Die logische Folge muss also sein, dass Dyneema selbst mit einem Schutzmantel zu schützen und in unserem Fall die Curryklemme mit einem Stoffklett abzudecken.
Manchmal sind es die feinen Details, die für Ärger sorgen. Nach unserer Atlantiküberquerung führten wir einen Routine-Rigg-Check durch. Dabei stellten wir fest, dass ein Faserstrang des Achterstags an der Mastspitze beschädigt war. Der Grund dafür war ein Block, der am Mast montiert war, um das Fall für die Gangway umzulenken. Dieser Block hatte über tausende Meilen gegen das Dyneema gedrückt und gerieben, was dafür gesorgt hat, dass einzelne Fasern begonnen haben zu reißen.
Was wir dabei gelernt haben ist, dass wirklich JEDES Bauteil, dass irgendwie in der Nähe des Dyneemas montiert ist genauestens betrachtet werden muss. Sofern es auch nur Kontakt mit dem Seil haben könnte, sollte ein Schutzmantel aufgebracht werden. Mehr dazu unten.
Ein weniger großes Probleme, das wir hier auch nicht zu sehr gewichten wollen, sind die Laufwege. Naturgemäß halten Segler sich an allem fest, was sie finden können. Das betrifft bei uns insbesondere die Ober- & Mittelwanten und das Achterstag. Je nachdem wie man das Boot betritt hält man sich ganz automatisch dort fest.
Wir haben bemerkt, dass das Dyneema an diesen wiederkehreden Kontaktpunkten etwas anders aussieht. Es ist nicht beschädigt und wir haben auch keine Angst davor, dass es dort jemals passieren würde, aber wir würden dennoch beim nächsten mal dort einen Schutzmantel aufbringen. Das wäre für uns gefühlt besser.
Wenn alle genannten und individuelll auf deinem Schiff vorkommenden Gefahrenpunkte identifiziert sind, ist es sinnvoll diese schutzbedürftigen Bereich auf dem alten Stahl-Rigg zu markieren und entsprechende detaillierte Notizen zu führen. Der Hersteller deines Dyneema-Riggs muss um diese Bereich wissen, damit entsprechender Schutz aufgebracht werden kann.
Die Sonne ist unerbittlich
UV-Belastung
Das ist allerdings nicht immer möglich, weil 12mm Durchmesser gar nicht angeboten werden. Die erste Alternative dazu ist unserer Meinung nach ein regelmäßiger Wechsel des Dyneemas abhängig von der Strahlungskonzentration und dem Zustand des Materials oder bei entsprechender Laufleistung von etwa 30.000 Seemeilen. Die zweite Alternative ist das Aufbringen eines flächigen UV-Schutzes in Form eines Dyneema-Mantels, was sich nach unserer Erfahrung ohnehin mehfach auszahlt. Mehr dazu gleich.
Wie wir mit der UV-Belastung und dem Verschleiß umgehen
Wir segeln auf unserer Weltreise mindestens 30.000 Seemeilen mit unserem Dyneema-Rigg. Dabei sind wir durchgehend in UV-intensiven Gebieten unterwegs und setzen das Rigg einer nicht unerheblichen Belastung aus. Unsere Reisezeit beträgt plangemäß 3-Jahre. Wir werden also keinen Riggwechsel auf unserer Reise vornehmen, sondern das Schiff nach unserer Rückkehr in Europa mit frischen Dyneema versorgen. Wir haben außerdem auf einen vollflächigen UV-Schutz mit Dyneema-Mantel verzichtet, um Geld zu sparen. Dabei folgen wir der Annahme, dass die Bruchlastenreduzierung des Dyneemas in drei Jahren nicht groß genug ist, um zu einem Bruch des Materials zu führen.
Kind, zieh dir einen Mantel an
Wie man das Dyneema schützt
Wie bereits beschrieben wurde, muss das Dyneema vor mechanischer Beschädigung und ggf. auch vor UV-Einstrahlung geschützt werden. Die - fast - universelle Lösung ist ein Dyneema-Mantel:
Der Mantel wir über das rohe Dyneema gezogen und festgetakelt. Er kann daher jederzeit wieder entfernt und vor allem auch ohne Hilfe eines Fachmannes aufgebracht werden. Zu deiner Grundausstattung gehört also fortan eine einfache Takelausrüstung mit gutem, gewachstem Garn (Liros Takelgarn gefällt uns richtig gut). Damit bist du in der Lage alle deine "Probleme" selbst zu lösen.
Wir haben diverse Dyneema-Mäntel an allen weiter oben beschriebenen "Gefahrenpunkten" nachträglich bei stehendem Rigg aufgebracht. Das war kinderleicht und innerhalb von einem Nachmittag erledigt. Wir können dir nur dazu raten nach der Montage des Riggs genau hinzuschauen und üppig mit dem Aufbringen des Mantels umzugehen wenn nötigt.
Vorher oder nachher?
Mantel ab Werk?!
Eine sinnvolle Alternative ist, dass man bereits vor der Bestellung weiß, wo Schutz notwendig ist und den Mantel direkt mitbestellt. Ich kann nur dazu raten, üppig mit dem Schutz des Dyneema-Kerns umzugehen. Meiner Meinung nach sollten alle Wanten mindestens bis zur ersten Saling mit dem Mantel versehen werden.
Wenn man plant, lange in UV-intensiven Gebieten (Mittelmeer & Blauwasser) unterwegs zu sein, ist ein vollständiger Schutz des Riggs durch einen UV-Mantel absolut sinnvoll. Dadurch gewinnt man Jahre an Haltbarkeit und hat länger Freude am Rigg.
Die Kehrseite ist, dass man dann natürlich nicht mehr sieht, in welchem Zustand der Dyneema-Kern ist. Im Grunde kann aber nichts passieren, solange keine erheblichen äußeren Beschädigungen zu sehen sind.
wenn es mehr sein muss
Der Schrumpfschlauch für die Salingnocken
Für die Bereiche maximaler und immerwährender mechanischer Beanspruchung ist der Dyneema-Mantel nicht geeignet. Die Salingnocken sind so ein Bereich. Hier werden dicke Schrumpfschläuche auf das Dyneema geschmolzen. Der relativ harte Kunststoff ist bei weitem fest genug, um die Reibung mit den Nocken aufzunehmen und das Dyneema zu schützen. Beachte bitte, dass die Nocken in einwandfreiem Zustand sein müssen und keine scharfen Kanten vorhanden sein dürfen. Ließ dazu weiter oben weiter oder klicke hier.
Fazit zur Auswahl des Dyneema-Seils
Damit haben wir also den richtigen Querschnitt für das Dyneema ausgewählt und vor allem festgestelt, dass das neue Seil erheblich stärker ist, als der alte Stahl. Die Wahl eines größeren Querschnitts kann aber aufgrund der UV-Einwirkung sinnvoll sein. Die richtige Länge kann exakt nach deinem alten Draht konfektioniert werden, wenn dieser perfekt passt. Ansonsten ist ruhiges und konzentriertes Arbeiten bei perfekt getrimmtem Mast erforderlich. Ein Reck der Leine muss nicht eingerechnet werden.
Die Identifizierung potentieller Gefahren für das Dyneema ist wichtig und sollte vor der Bestellung durchgeführt werden. Mechanische Beschädigungen und UV sind der größte Feind des Dyneemas. Der Schutz des Dyneemas ist wichtig, aber einfach umzusetzen. Man kann sich Arbeit sparen, wenn man bereits vor der Bestellung alle potentiellen Gefahrenpunkte identifiziert hat und den Dyneema-Hersteller den Schutzmantel aufbringen lässt. Markierungen auf dem alten Draht und eine gute Dokumentation helfen, Fehler zu vermeiden.
Damit kommen wir zum nächsten Bauteil unseres neuen Riggs: dem Ballterminal und der passenden Coquille, mit der die Kräfte vom Mast auf das Dyneema übertragen werden sollen.

Die Coquille & das Ballterminal
Die sichere Anbindung von Dyneema-Wanten an den Mast stellt besondere Anforderungen an die Verbindungstechnik. Bei herkömmlichen Stahlwanten erfolgt diese meist über Walzterminals – doch bei einem Dyneema-Rigg braucht es eine angepasste Lösung für eine verschleißfreie Kraftübertragung. Eine davon ist die Kombination aus Coquille und Kugelterminal (Ball Terminal) – ein elegantes und funktionales System, das sich bei der Aquarel auf Langfahrt bewährt hat.

Ein ausgefeiltes System zur Kraftübertragung wurde von Blue Wave A/S in Dänemark entwickelt. Das hochspezialisierte Unternehmen hat den wachsenden Dyneema-Markt erkannt und bietet hochfunktionelle und perfekt auf die Erfordernisse des Dyneemas abgestimmte Lösungen.
Kraftübertragung im Mast
Die Coquille
Die Coquille ist eine passgenaue, aus Edelstahl gefertigte Aufnahme, die direkt in die Mastnut oder den Mastbeschlag eingesetzt wird. Sie dient dazu, die Kräfte der Wanten gleichmäßig auf das Mastprofil zu übertragen, ohne punktuelle Belastungen oder Materialermüdung zu riskieren.

Vorteile der Coquille:
So sind wir vorgegangen:
Bei der Aquarel wurde die alte Coquille entfernt und durch eine neue, auf das Kugelterminal abgestimmte Version ersetzt. Diese wurde mittels einer 6-mm-Schraube fixiert, um ein Herausfallen während der Montage zu verhindern.
verschleißfreie Kraftaufnahme
Das Ballterminal
Das Kugelterminal ist die Schnittstelle zwischen Coquille und Dyneema-Seil. Es besteht aus einem massiven Edelstahlkugelsegment mit einer zentralen Ausfräsung, in die das gespleißte Dyneema-Auge sauber eingelegt wird.

Die Funktionsweise:
Diese Einfachheit macht einfach Spaß:
Dieses System erlaubt eine axiale Kraftübertragung, ohne das Dyneema zu knicken oder zu quetschen. Gleichzeitig bleibt das System minimal beweglich – ideal bei wechselnden Lastwinkeln oder Mastbewegungen.
Wir waren erstaunt bei der Montage dieser Bauteile. Denn hier zeigt sich die Einfachheit einer ausgeklügelten Lösung, die einfach nur Freude macht. Der große Vorteil daran ist, dass wirklich jeder Eigner das neue Rigg selbst montieren kann, denn Fachwissen ist schlicht nicht erforderlich.

Das passende Ballterminal
Während die Coquille die universelle Grundlage bildet, muss das Ballterminal zum Dyneema-Querschnitt passen. Blue Wave A/S bietet alle erforderlichen Varianten von 4-8 mm Dyneema Querschnitt. Hier findest du die Tabelle der verfügbaren Ballterminals.
Wenn ein 10mm Terminal benötigt wird, ist dies aber auch kein Problem. Blue Wave A/S fertigt auf Bestellung an. Wir haben unser Rigg mit Simon Rothe von Ropetec Bremen zusammen erstellt. Das Unternehmen unterhält einen sehr guten Kontakt zu Blue Wave A/S, sodass die Beschaffung der passenden Terminals kein Problem war.
Für die Aquarel haben wir 4x 10mm und 2x 8mm Ballterminals verbaut.
Die Vorteile dieser Verbindungsvariante

Fazit zu den Ballterminals und der Coquille
Die Kombination aus Coquille und Kugelterminal ist eine praxisbewährte Lösung für moderne Dyneema-Riggs. Sie verbindet hohe Festigkeit mit einfacher Montage und einem klaren Design – ideal für Fahrtensegler, die auf Gewicht, Wartungsfreundlichkeit und Belastbarkeit setzen. Besonders im Langfahrteinsatz, wie bei der Aquarel, hat sich diese Verbindung als zuverlässig und langlebig erwiesen.
Wantenspanner & Toggle

Feineinstellung unter Last
Der Wantenspanner
Wie man es bereits vom herkömmlichen Stahl-Rigg kennt, wird auch das Dyneema-Rigg über einen Wantenspanner und einenToggle mit der Pütting verbunden. Diese Bauteile sind notwendig, um das Rigg zu spannen, die Ausrichtung des Mastes korrekt einzustellen, die erforderliche Mastbiegung herbeizuführen und das Rigg ggf. nachzuspannen.
Das Dyneema hat - ebenso wie der Stahldraht - ein wenig Reck und muss nach dem Mastsetzen korrekt eingestellt und gespannt werden. Hier ändert sich im Grunde nichts gegenüber dem alten Stahl-Rigg.
Bei der Aquarel kommen klassische Edelstahl-Wantenspanner mit Gabelanschluss von Blue Wave A/S zum Einsatz. Diese Wantenspanner sind über die Bolzenverbindung bereits kompatibel mit dem Dyneema-Seil. Das Dyneema wird auf dieser Seite mit einem Augspleiß geliefert, durch den der Bolzen des Wantenspanners gesteckt und befestigt wird.
Das bewegliche gelenk
Der Toggle
Toggles sind kurze Edelstahl-Verbindungsstücke mit einer Gabel am Ende. Ihre Aufgabe: Bewegungen umlenken und Kantenkräfte vermeiden.
Da Segelboote in Welle, Krängung oder Mastbewegung immer leichte Winkeländerungen erzeugen, würde ein starrer Anschluss im schlimmsten Fall Bauteile verbiegen und unnötig belasten. Der Toggle gleicht diese leicht wechselnden Winkel aus – wie ein Gelenk im menschlichen Körper. Dadurch erhöht es die Lebensdauer der gesamten Konstruktion.
Das alte Rigg der Aquarel verfügte ebenfalls über Toggle. Diese Bauteile gehören naturgemäß zu einem guten Riggaufbau.
Unsere Empfehlung
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"Wir haben unsere neues Rigg zusammen mit Ropetec (ropetec.com | Onlineshop: Rund-ums-Tauwerk.de) erstellt. Die Beratung von Olaf, Simon und ihren Mitarbeitern ist großartig, ehrlich und geradeheraus. Innerhalb kürzester Zeit war klar, ob unser Projekt klappen würde oder nicht. Genau so haben wir es uns vorgestellt."
Patrick mit Johanna, Leonie und Malte
Fassen wir es zusammen
Fazit
Die Planung der Umstellung auf Dyneema ist nicht weiter kompliziert. Es gibt aber ein paar Dinge, auf die geachtet werden muss, da Dyneema andere Besonderheiten aufweist als Stahl. Die Umstellung ist eine sehr gute Gelegenheit das ganze Mastsetup zu betrachten und ggf. die Längen der Wanten und Stagen zu optimieren. Das neue Material ist sehr robust und UV-beständig. Dennoch ist es notwendig, mindestens an Stellen mit erhöhter Reibung, einen Schutzmantel aufzubringen. Abhängig vom Reisegebiet und der Reisedauer ist auch ein vollsändiger UV-Schutz sinnvoll.
Die Kraftübertragung über die Coquille und das Ballterminal auf der einen Seite und die üblichen Wantenspanner auf der anderen Seite ist ausgeklügelt und absolut zuverslässig. Dieser Teil der Umstellung sollte wenig bis gar keine Herausforderungen mit sich bringen.
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