Mast legen – Einfach erklärt mit Checkliste

 Krantermin - Runter mit der Palme 

Mast legen

Nun wird es Ernst. Wenn alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, kann der Mast gelegt werden. Als Ostseesegler sind wir es gewöhnt, den Mast zu legen und ihn wieder zu setzen. Ich kann die vielen Gelegenheiten, an denen wir dieses Manöver umgesetzt haben, nicht mehr zählen. 

Allerdings ist es für irgendjemanden immer das erste Mal und besonders Schiffseigener aus der Mittelmeerregion haben sehr viel weniger Erfahrung damit als die Eigner aus den kalten Regionen. Deswegen schreibe ich hier kurz ein paar nützliche Hinweise zum Legen des Mastes zusammen. Der Kranführer wird es dir danken, wenn das Schiff gut vorbereitet ist.

 Checkliste 

Vorbereitung zum Mastlegen

Segel abschlagen

Alle Segel müssen abgeschlagen werden. Es sinnvoll dies zu tun, wenn Helfer vorhanden sind, um die teils schweren Segel an Land zu bringen und auf einer möglichst sauberen und trockenen Oberfläche zusammenzulegen. Natürlich geht das auch an Deck, allerdings ist es wesentlich angenehmer diesen Job an Land zu machen.

Segellatten - insbesondere bei senkrecht gelatteten Großsegeln - sind wirklich sehr lang und brauchen viel Platz. Wir haben unsere an Deck gelagert, allerdings geht das nur, wenn keine Arbeiten auf dem Schiff geplant sind und man sich trotzdem noch sicher auf dem Schiff bewegen kann, ohne auszurutschen.

Baum abschlagen

Der Baum muss selbstverständlich vom Mast abgeschlagen werden. Gerade bei größeren Yachten laufen häufig einige Leinen vom Cockpit bis in den Baum um das Reffsystem zu bedienen. Die Leinen müssen abgeschlagen werden. Beachte, dass der Kicker des Bauniederholers ebenfalls demontiert werden muss. Schäkel an denen Leinen bereits jahrelang befestigt sind und nie gelöst wurden, neigen dazu fest zu sein. Es kann dauern, bis man diese Teile gelöst hat.

Kabel trennen

Es laufen einige Kabel aus dem Inneren des Schiffes in den Mast. Je nachdem wie gut diese Kabel verlegt wurden, sind sie einfach im Schiffsinneren zu lösen und können durch die Kabeldurchführungen im Bereich des Mastfußes herausgezogen werden. Sollten aber irgendwelche Verschraubungen - gerade bei den Kabeldurchführungen - vorhanden sein, macht es Sinn diese zu zu lösen und zu prüfen ob die Kabel sich herausziehen lassen. Im Zweifelsfall wird nämlich alles festgegammelt und unbeweglich sein. Das kostet wieder Zeit und Nerven.

Wantenspanner lösen

Die Wantenspanner werden - gerade im MIttelmeer - häufig garnicht mehr bewegt sobald das Rigg einmal eingestellt ist. Daher muss auch hier unbedingt kontrolliert werden, ob die Spanner sich noch bewegen lassen oder fest sind. Es kann vorkommen, dass größere Hebel zum Drehen der Spanner benötigt werden und natürlich sollte ein adäquates Kriechmittel wie WD40 in ausreichender Menge vorhanden sein.

Splinte vorbereiten

Wanten und Stagen sind mit selbsverständlich mit dem Schiffsrumpf verbunden. Häufig mit Stahlbolzen die mit Splinten gesichert werden. Die Splinte können ruhig schon etwas vorgebogen werden, damit es dann schnell geht, wenn der Mast bereits am Kran hängt. Das ist nicht kriegentscheidend, macht das Leben aber in einer Phase leichter in der man keine weiteren Verzögerungen mehr haben möchte.

Bei uns war das Vorstag nicht mit einem Splint sondern mit einem Bolzen und einer Mutter gesichert. Diese war selbstredend festgegammelt. Es wäre sinnvoll gewesen wäre die Mutter vorher wenigstens ein wenig vorzubereiten. 

Ordnung schaffen

Wenn der Mast wie beschrieben vorbereitet ist, ist man schon ganz gut davor. Als nächstes sollten alle Leinen die am Mast bleiben müssen aufgeschossen und fest an den Mast gebunden werden. Wenn der Mast angehoben wird, sollten die Leinen nicht lose herunterhängen, sondern fest am Mast hägen. Dabei sollte aber eine Leine im Bereich des Mastfußes angebracht werden, mit der der Mast etwas geführt werden kann, wenn er am Kran hängt und vom Schiff an Land bewegt wird.

Mit dem Kranführer sprechen

Legt man den Mast in Eigenregie ist man selbst dafür verantwortlich wie der Vorgang umgesetzt werden soll. Im Mittelmeerraum haben wir die Erfahrung gemacht, dass ein Kranführer den Mast hebt und dementsprechend hierfür verantwortlich ist. Es sollte unbedingt miteinander besprochen werden, wie der Mast am Kran befestigt und angehoben werden soll.

Außerdem kann es erforderlich sein, dass kurz vor dem Mast setzen jemand in den Mast steigen muss, um eine Schlaufe für den Kran unterhalb der obersten Saling anzubringen. Das hängt davon ab, wie der Kranführer das Manöver durchführen möchte und es sollte vorher abgestimmt werden. Für die Vorbereitung bedeutet es, dass Fallen zum hochziehen bereit sein müssen und auch ein Bootsmanstuhl griffbereit bleiben sollte.

Du hast noch Fragen zum Mastlegen? Schreibe mir eine Nachricht

 Eins nach dem anderen 

Der Ablauf beim Mast legen

Dann wird es Ernst. Der Mast soll gelegt werden. Dieser Moment ist ähnlich aufregend wie das Kranen des Schiffes. Je besser die Sache vorbereitet ist, desto einfacher und problemloser wird es. Wenn die obige Checkliste abgearbeitet ist und die Kommunikation mit dem Kranführer steht, sollte aber alles glatt laufen.

Eine ganz wichtige Grundregel beim Mastlegen ist folgende: Derjenige der den Kran führt hat das Sagen. Niemand handelt ohne, dass es von dort aus angesagt wurde. Das Legen des Mastes ist keine Diskussionsrunde in der jeder seiner Unruhe am besten lautstark Luft machen kann. Es ist eher eine Choreografie, die mit Geduld, Ruhe und einer zentralen Figur ausgeführt wird.

Zunächst wird der Kran am Mast befestigt. Hierzu sagt der Kranführer klar an, wie er es machen möchte. Manchmal wir der Mast im Masseschwerpunkt angehoben, manchmal schlicht unter der obersten Saling huckpack genommen und angehoben. Abhängig vom gewählten Vorgehen muss die Kranschlaufe am Mast am richtigen Punkt sitzen. Die Position der Schlaufe wird mit einer Leine die in Richtung Mastfuß führt und einer anderen Leine die in Richtung Masttopp führt (einem Fall) umgesetzt.

Sobald der Kran mit dem Mast verbunden ist, nimmt dieser eine leichte Spannung auf, sodass mit der Demontage der Wanten und Stagen begonnen wird.

Als erstes wird das Achterstag abgeschlagen. Dann folgen die Unterwanten, Mittelwanten und als letztes die Oberwanten. Zu diesem Zeitpunkt steht der Mast nurnoch durch den Kran aufrecht. Die Wanten und das Achterstag können jetzt mit einem Zeiser am Mast angebunden werden, sodass sie nicht im Weg herumhängen, sich irgendwo verheddern oder gar beschädigt werden können. 

Als letztes wird das Vorstag abgeschlagen und von einer Person per Hand kontrolliert, damit die kostbare Rollanlage keinen Schaden nimmt. Eine andere Person führt den Mastfuß und übernimmt dann auf die Führungsleine sobald es nicht mehr per Hand geht.

Der Kran hebt nun den Mast leicht an, die Rollanlage kann hierbei in Richtung des Mastes bewegt werden und wird dort mit dem Mastfuß per Leine angeknotet. Dadruch kann sie nicht mehr abrutschen und beschädigt werden. Wenn der Mast horizontal liegt wird die Rollanlage auf den Salingen liegen und am Mastfuß festgeknotet sein.

Der Mast kann nun endgültig an Land gekrant werden und dort auf stabilen Blöcken abgelegt werden.

 So macht man es sich leichter und sicherer 

Tipps für den Mastlagerplatz

Beachte bitte, dass Masten sehr schwer sind und die Böcke die Last aufnehmen können müssen. Einfache Baumarktböcke aus Holz oder gar dünnem Blech mögen bei kleinen Yachten gehen. Unsere 17,5 m Palme brauchte eine größeres Bock-Kaliber. Denkt auch daran, dass der Mast bei den Arbeiten häufiger von Links nach rechts gerollt wird und die Böcke genug Platz dafür bieten sollten.

Am Mast muss gearbeitet werden. Das bedeutet, dass der Mast wenigstens so viel Platz haben sollte, dass er mit montierten Salingen gut liegt und man von allen Seiten gut dran kommt. Normale Arbeitsbockhöhe ist perfekt.

Es macht Sinn, auch Nebenkriegsschauplätze wie das Vorstag und die Furlinganlagen mit in Augenschein zu nehmen. Daher sollte genug Platz für die Demontage und Ablage der Rollanlagen vorhanden sein. Auch gerne etwas länger als nur ein paar Tage.

Achtung! Abhängig davon wo dein Mast liegt und wie sicher es dort ist, macht es Sinn Vorsicht walten zu lassen. Gerade frei zugängliche Ablageorte geben Langfingern gute Gelegenheiten. Schäkel, lange und teure Leinen und alles was sich leicht demontieren lässt, ist immer gern genommen. Schau dir genau an, wo dein Eigentum liegt und gehe im Zweifel lieber auf Nummer sicher - baue alles ab, was du behalten möchstest.

Moin, ich bin Patrick, der Skipper der Aquarel.

weitere Inhalte dazu:

>